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Unsere Paar- Lebensgeschichte

roland und Sabine Bösel MQAm Anfang war es die typische jugendliche Liebesgeschichte: Schmetterlinge im Bauch und aufregende Rendezvous. Da waren wir also, Sabine und Roland, Boogie tanzend in der Disco und der erste Kuss am Schilift.

Doch schon nach wenigen Wochen zeigte sich, dass ein Zusammenbleiben schier unmöglich war. Wir waren zu verschieden: Sabine aus dem Bildungsbürgertum – Roland aus einer Familie, die einen Fleischereibetrieb führte. Sabines Familie legte großen Wert auf akademische Bildung – für Rolands Familie stand Arbeiten an erster Stelle, da war es wichtig, dass ordentlich angepackt wurde. Für Sabines Familie waren jährliche Reisen ins Ausland selbstverständlich, um den Horizont zu erweitern – die Fleischerei Bösel war im Heimatbezirk eine Institution,
dementsprechend drehte sich alles um den lokalen Standort.

Unsere Beziehung, die reinste Hochschaubahn
Wir trennten und versöhnten uns, trennten uns wieder – und fanden wieder zueinander. Wir blieben dran, trotz allem: trotz außerehelichen Beziehungen, Krankheiten und anderen Schicksalsschlägen. Obwohl unsere Familien anderes mit uns im Sinn hatten.

Unsere Rettung war die Therapie. Wir hatten den Mut, uns mit uns selbst und unserer Beziehung auseinanderzusetzen. Und so haben wir unseren Weg gefunden. Trotz des erfolgreichen Fleischereibetriebes, den Roland übernehmen musste, begannen wir beide eine Psychotherapie-Ausbildung.

Die Therapie ist uns „zugefallen“
Dass wir selbst eine Therapie in Anspruch nahmen, war purer Zufall. Denn Roland wollte Sabines Vorschlag zu einer Paartherapie nicht annehmen. Stattdessen gingen wir in ein autogenes Training. An einem Abend waren wir die einzigen Teilnehmer. Und wie an vielen anderen Abenden stritten wir uns. Das hörte unsere Trainerin, die auch Therapeutin war – und machte statt dem autogenen Training eine Paartherapie-Stunde mit uns.

Wir haben viele Stationen besucht: Zuerst hatten wir eine Paar-Gesprächstherapie. Nach der Geburt unseres ersten Sohnes Florian 1987 begannen wir eine zweijährige Gestalttherapie für Paare, und zwar erstmals bei einem Therapeuten-Paar, das gleichzeitig auch ein Lebens-Paar ist. Das war für uns ein elementares Erlebnis. So wollten wir auch einmal arbeiten! Während unserer anschließenden Ausbildung in der Familientherapie erlebten wir Paartherapie mit Fokus auf die Gesamtfamilie.

In der Zwischenzeit erweiterte sich auch unsere Familie: 1991 wurde unser zweiter Sohn Markus geboren und schließlich 1994 unsere Tochter Clara.

Unser erstes kompetentes Beziehungs-Vorbild
In den 90er Jahren lernten wir im Rahmen unseres eigenen Therapieprozesses Imago kennen – und das hat uns überzeugt. Denn erstens gefielen uns die Grundsätze der Methode: Jedes Paar, das Hilfe sucht, braucht keine guten Ratschläge von Experten. Es braucht stattdessen eine sichere Atmosphäre und einen Rahmen, in dem es sich öffnen und entfalten kann! Nur so kann es die eigenen gesunden Impulse und Wege entdecken und entwickeln. Zweitens hatten wir ein Therapeuten-Paar, das für uns erstmals ein positives und kompetentes Vorbild als Lebens-Paar war: Hedy und Yumi Schleifer.

Natürlich haben wir anfänglich Angst gehabt. Wir sind bis heute allen dankbar, die uns unterstützt haben, sowohl auf professioneller Seite wie auch im Freundeskreis. Und gerade wegen unserer eigenen Erfahrungen gratulieren wir allen sehr herzlich, die sich für einen Weg mit Imago entschieden haben.

Mit unserer Beziehungsgeschichte möchten wir Vorbild sein: für unsere Kinder und für alle, die unsere Hilfe als Therapeuten suchen. Es ist uns sehr wichtig, dass wir nur das weitergeben, was wir selbst in der Lage sind zu leben.

Zurzeit sind wir damit beschäftigt, das Glück, das wir uns erarbeitet haben, auch auszuhalten. Das ist nämlich gar nicht so einfach und auch gar nicht selbstverständlich! Und so entwickeln wir uns und unsere Arbeit weiter – durch Fortbildung und vor allem durch unser Leben selbst, denn das Leben ist immer die beste Schule.

Sabine und Roland Thema: "Für immer jung" 1 Sabine und Roland Für immer jung 3

         1977

 

Fotos: Elsa Mährenbach

 

                 2014